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Bericht über die IASA-Jahrestagung 2017

15. - 16. September 2017 in Berlin

Programm

Born Digital

In diesem Jahr konnte man die IASA-Tagungen örtlich und zeitlich zusammenhängend erleben weil die Jahrestagung der Ländergruppe Deutschland/Schweiz am 15. und 16. September 2017 und die 48th International Conference der IASA vom 17. bis 22. September 2017 im Ethnologischen Museum zu Berlin stattfanden. Auf die Tagungsteilnehmer wartete ein dementsprechend üppig sprudelnder Born an Vorträgen, die  nicht alle „Born Digital“ waren. Ort und Programm boten auch genügend Anziehungskraft für Berliner KollegInnen, die besonders bei der Tagung der Ländergruppe einmal vorbei schauten. Die  nationale Tagung wurde wegen der internationalen extra vom sonst üblichen Monat November auf den September vorverlegt.

Die Tagungen fanden in Zusammenarbeit mit dem Phonogramm-Archiv des Ethnologischen Museums statt. Das Ethnologische Museum sammelt seit seiner Gründung 1873 ethnografische, archäologische und kulturhistorische Objekte aus Afrika, Asien, Amerika, Australien und der Südsee. Sie werden durch musikethnologische Tondokumente (Phonogramm-Archiv), ethnografische Fotografien, Filme und Schriftdokumente ergänzt. In naher Zukunft wird das Ethnologische Museum mit seinen neu konzipierten Ausstellungen in das Humboldt Forum des Berliner Schlosses umziehen. (https://www.smb.museum/museen-und-einrichtungen/ethnologisches-museum/home.html)

Der neue Vorstand der IASA-Ländergruppe Deutschland/Schweiz und sein Planungskomitee hatten ein vielfältiges und interessantes Programm für die nationale Tagung zusammengestellt. Am Freitag wurden aktuelle Aktivitäten aus Berliner Institutionen, besondere Sammlungen audiovisueller Medien, neue technische Möglichkeiten zur Verwaltung und Suche von AV-Medien und deren Metadaten sowie Aspekte zur Langzeitarchivierung und Restaurierung vorgestellt.

Das Phonogramm-Archiv, zu Beginn von Albrecht Wiedmann vorgestellt, ist seit 1963 die Abteilung Musikethnologie und wird ab 2019 im Humboldt Forum zugänglich sein. Im Museumshop gibt es als Spezialität des Archivs die „MusikWeltKarte“, mit der man sich einen Höreindruck der historischen Walzenaufnahmen und der damit verbundenen Technik verschaffen kann.

Danach berichtete Carsten Schmidt im Programmblock „Berliner Institutionen“, dass das „Archiv des Konzertlebens“ des Staatlichen Instituts für Musikforschung viele verschieden Medienarten von der Eintrittskarte bis zur digitalen „Topographie des Berliner Konzertlebens 1880–1945“ aufbewahren muss.

Im dritten Beitrag informierte Uta Simmons, dass die „Die Sammlung audiovisueller Medien im Archiv der Akademie der Künste“ seit 2006 zentral im Medienarchiv erfolgt. Der angegliederte Medienservice bietet durch entsprechende technische wie personelle Ausstattung die Möglichkeiten, nahezu alle analogen AV-Medien abzuspielen und digital zu sichern.

Die nächsten Vorträge gingen unter der Überschrift „Audiovisuelle Medien“ mehr ins Detail und beschäftigten sich z.B. mit der Frage „Audiovisuelle Kulturgüter in den Darstellenden Künsten: Bibliothek und/oder Sammlung?“, für die der Praxisbericht von Margret Schild vom Theatermuseum Düsseldorf schon ganz gut mit den vorangegangenen Vorträgen korrespondierte. Diese Sparte bewegt sich  im wahrsten Sinn des Wortes zwischen den verschiedenen Archivierungs-, Dokumentations-, Erfassungs- und Erschließungsformen mit speziellen Anforderungen an Medien aller Formate. Das Theatermuseum ist deshalb auch Mitglied im Verbund der Düsseldorfer der Museen und Kulturinstitute „d:kult“, dem Digitalen Kunst- und Kulturarchiv Düsseldorf.

Mit der Erfindung des Tonfilms sollte man „Den Ton aus vollem Halse schmettern (können)“. Oliver Hanley von der Filmuniversität „Konrad Wolf“ in Babelsberg führte uns mit dem „Fall des tönenden Stummfilms ‚Die Jagd nach der Million‘“ in zutiefst in digitalfreie Zeiten. Seine Ausführungen vermittelten viele Metadaten des Films sowie interessante Fakten zur damaligen Filmtontechnik, die mit Licht- und Nadelton für zum Teil auch kuriose Überraschungen sorgte, wenn es durch Abnutzung oder Filmriss zu Schwierigkeiten bei der Synchronisierung kam und daraus dann wirklich nur noch ein „tönender Stummfilm“ wurde.

Schon Kurt Tucholsky dichtete: „Es wird nach einem happy end im Film jewöhnlich abjeblendt.“. Was er noch nicht wissen konnte: Im frühen Fernsehen geschah das ebenfalls. Dazu verwendete man Sende-Grafiken (Epi’s = Episkopien), die für unterschidliche Mitteilungen eingeblendet wurden. „Bilder, die auf Sendungen neugierig machen: Die Sammlung ,Fernsehgrafiken‘ im Deutschen Rundfunkarchiv Babelsberg“ brachte Jörg-Uwe Fischer „wieder“ ins Programm und verband diese mit ein paar Episoden aus der Zeit der deutschen Teilung (wenn die DDR-Zensur beim Bild einer Banane einfach „Bildstörung“ einblendete, d. A.).

Nach so viel „guten alten Zeiten“ kam die „Next Generation“ mit drei Beiträgen zu Wort. Dieser Block wurde parallel vom Tutorial „Behandlung und Lagerung von Audio- und Videoträgern“ begleitet, das in Zusammenarbeit mit der internationalen IASA und dem IASA Technical Committee unter Leitung von Dietrich Schüller veranstaltet wurde.

Zur selben Zeit tauchten wir also wieder in „Born Digital“ ein, nun aber mit dem nicht weniger kniffeligen Projekt „‘d-werft‘ - Linked Film & TV-Services / Neue Film- und Fernsehtechnologien auf Basis von IT-Digitalisierungsempfehlungen für Archivfilm auf Grundlage semiautomatischer Befundung“, das uns Michael Risse und Hinnerk Gehrckens (Deutsches Rundfunk Archiv) näher brachten. Die Vision von »d-werft« ist die Vernetzung der Produktion, Archivierung und Distribution von audiovisuellen Medieninhalten, damit die Metadaten gleich während der digitalen Produktionsprozesse in einer einheitlichen Sprache genutzt werden. Die Aufforderung „Follow the White Rabbit. Metadaten sichtbar machen“ von Stefan Beckers (Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf) u. Alexander Kramer (HTW, Hochschule für Technik & Wirtschaft Berlin) vertiefte das Thema mit Fakten zur Verknüpfung von Daten mit LPDC (Linked Production Data Cloud) während der Filmproduktion. Der Film steht also schon im Archiv, bevor er gezeigt wird.

Im nächsten Beitrag blieb es beim bewegten Bild, allerdings galt nun das gesprochene Wort. „Spaactor - die Suchmaschine für Gesprochenes in AV-Medien“, erklärt von Thorsten Schoop (Spaactor GmbH), findet das gesprochene Wort im Internet in Videos und Podcasts und liefert die sekundengenaue Position der Fundstelle.

„GlobalMusic2one - neue Generation der hybriden Musiksuche“ von Frank Klaffs (Piranha Medien) beendete diesen Block mit Weltmusik, deren Experte er mit seinem Unternehmen ist. Dabei ging es recht praktisch zur Sache, weil der Begriff „Weltmusik“ eher „multi“ statt hybrid gedeutet werden kann. Umso spannender sind auch die Kombinationsmöglichkeiten, die mit Hilfe dieses Projekts erschlossen werden können, wenn z. B. eine Balkan Brassband Reggae verjazzt.

Ergänzend zum Block „Next Generation“ wurde eine Installation mit dem Prototypen eines virtuellen Filmarchivs von Sylvius Lack (Filmuniversität Babelsberg) präsentiert. In den Pausen gab es die Möglichkeit, das Filmarchiv mit einer bewegungssensitiven 3D-Brille virtuell zu begehen. Die damit sichtbaren „Schalter“ und „Schubfächer“ lassen sich „anfassen“ und führen zu den Inhalten des Archivs.

Zeitliche Verschiebungen im Parallelprogramm hatten zur Folge, dass ich die „Vorbereitung zur Langzeitarchivierung von AV-Materialien, Erfahrungen aus dem IWF-Bestand“ mit Franziska Schwab (Techn. Informationsbibliothek Hannover) nicht verfolgen konnte und gleich in die „Digitale Langzeitarchivierung analoger A/V-Medien – Anforderungen an Digitalisierung, Metadaten und Präsentation aus Sicht einer Bibliothek“ mit

Jürgen Grzondziel und Andreas Romeyke (Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden SLUB) einstieg und damit das  Projekt „Sächsisches Audiovisuelles Erbe (SAE)“ kennenlernte, an dessen Konzept die SLUB als Leitinstitution für Mediatheken u.a. mit dem Sorbischen Institut Bautzen arbeitet. Dieses „Riesenprojekt“ und die große Auswahl an Langzeitformaten erfordern eine hohe Entscheidungskompetenz, wobei technische Daten wie Auflösung, Farbtiefe, Abtastraten usw. eine bedeutende Rolle spielen.  

Ebenfalls aus Dresden kam der Vortrag „Metadatenqualität als Grundlage für Linked Data. Anforderungen an die Erfassung zur Nachnutzbarkeit und Weitergabe von Metadaten“ von Karolin Schmahl (Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden). Datenaustausch und frei verfügbare Daten (Semantic Web, Linked Open Data) haben die Erschließung und Abrufmöglichkeiten von Metadaten qualitativ und quantitativ verändert.  Für die Teilung mit anderen Einrichtungen, Anwendungen oder Portalen und zur Erfüllung von Nutzererwartungen gibt es Standards, Regelwerke, Schnittstellen oder Normdaten (Gemeinsame Normdatei GND), z.B. für die Datenanreicherung in die „Deutsche Digitale Bibliothek“.

Tief in das audiovisuelle Erbe führte uns danach Katrin Abromeit (Restauratorin M.A.), denn „Die Restaurierung von mit Schimmelpilz kontaminierten Magnetophonbändern“ (ein Projekt des Deutschen Rundfunkarchivs DRA und der HTW Berlin) „heilt“ Tonbänder des Auslandsrundfunks der Reichsrundfunkgesellschaft aus dem Zweiten Weltkrieg. Diese wurden um 1940 für die in Arabisch produzierte Nazipropaganda per Kurzwellensender in Nordafrika eingesetzt. Nach aufwendigen spektralanalytischen und mikroskopischen Untersuchungen wurden die stark zerstörten Bänder mit Reinigungsbändern, Kohlefaserbürste, Antistatik- und Mikrofasertuch sowie dem „Swiffer“-Staubwedel gereinigt, repariert (zusammengeklebt), abgetastet und gesichert. Ein Festschmaus für die Historiker!

Natürlich darf die traditionelle Abendveranstaltung nicht unerwähnt bleiben, auch wenn ich sie nicht besuchen konnte. Diese Möglichkeit zum geselligen Beisammensein bot das „Umspannwerk Ost“ mit der Energieversorgung für den nächsten Tag.

Das Programm am Samstag begann wie üblich mit der Mitgliederversammlung. Im Anschluss daran bot das „Offene Forum“ Beiträge von der Gesellschaft für Historische Tonträger (GHT) und von einigen Berliner Spezialarchiven. Nach der Mittagspause wurden zwei einzigartige Sammlungen präsentiert, sowie eine hochinteressante neue Buchveröffentlichung. Als „krönenden Abschluss“ der Tagung begaben sich einige Teilnehmer auf eine Exkursion zur Filmstadt Babelsberg, um dort das „Kleine Tonfilmmuseum“ zu besuchen, wo sie spannende und amüsante Geschichten des Filmschaffens erwarteten.

Die Mitgliederversammlung der IASA-Ländergruppe Deutschland/Schweiz e. V. verlief erstmalig unter der Leitung des neuen Vorstandes schon sehr routiniert. Unter Einhaltung der Regularien gab es die Berichte des Vorstands, Interna und Mitgliederangelegenheiten (elektronischer Postversand) wurden angesprochen und die Außenwirkung (Website, Social Media, Zeitschrift „Schall und Rauch“) diskutiert.

Danach konnte die Tür ins „Offene Forum“ betätigt werden, das zu Beginn in den „Rock-ZAS“, einen privaten Rockmusik-Zeitschriftenausschnittdienst, einführte und von Wolfgang Lux anhand des Webauftritts dargestellt wurde.

In die ähnliche Richtung, nur örtlich und stilistisch spezieller, begleitete uns Daniel Schneider zum Projekt „Berliner Pop- und Subkulturarchiv“ im „Archiv der Jugendkulturen“. Seit 1997 werden Zeugnisse aus Jugend- und Subkulturen zur Nutzung zur Verfügung gestellt. Die Sammlung enthält Printmedien vor allem aus popmusikalischen Zusammenhängen (Pop, Punk, Techno, Metal, Hip Hop, Gothic etc.). Eine Datenbank befindet sich im Aufbau. Auch das ehemalige "Berliner Rock- und Poparchiv" mit einem Bestand von u. a. 4.000 Tonträgern konnte wieder zugänglich gemacht werden.

Durchaus populär, nur ein(ig)e Epoche(n) bzw. Generation(en) voraus war das „Arbeiterlied-Archiv“ der Akademie der Künste, über das wurde Peter Deeg berichtete und seine Ausführungen mit historischen Musikbeispielen versah. Die Meilensteine des Archivs sind die von seiner Gründerin, der Musikwissenschaftlerin Inge Lammel geprägten Jahre 1954 bis 1959. 1992 gab es ein Zäsur für das Archiv, ehe es 2013 einen Fortgang verzeichnen konnte.  

Claus Peter Gallenmiller (Gesellschaft für Historische Tonträger, GHT) griff in seinem Vortrag „GHT-BaseWeb“ die Digitalisierung als einen der bedeutendsten Megatrends unseres Jahrzehnts auf. Diese Konzepte sollten auch für das Thema Diskographie und Verwaltung von audiovisuellen Sammlungen genutzt werden. Dazu führt er praktisch die neue digitale Diskografieplattform der GHT: GHT-BaseWEB vor, die mit umfangreichen Metadaten und Normdaten aufwarten kann.

Der Nachmittag des zweiten Tages bündelte die Vorträge unter der Überschrift: „Nachlässe und Sammlungen“ und begann mit dem Beitrag „Archiv für die Musik Afrikas (AMA)“ von Hauke Dorsch (Johannes Gutenberg Universität Mainz). Das in Deutschland einzigartige Archiv besteht seit 1991 und beinhaltet moderne afrikanischer Musik auf derzeit ca. 10.000 Tonträgern unterschiedlicher Formate, die auch auf Digitalisierung warten. Mehrere tausend Zeitungsausschnitte bieten einen reichen Fundus an Hintergrundmaterial.

Der Weg nach Osteuropa führte über Basel, denn von dort kam der Bericht „Der Nachlass der Slawistin und Volkskundlerin Elsa Mahler“ von Beat Mattmann (Universitätsbibliothek Basel) und Rudolf Müller (Memoriav). Das Projekt der Uni Basel beschäftigt sich mit der Sicherung, Erschließung und Zugänglichkeit der Walzenaufnahmen, die Elsa Mahler in Estland anfertigte. Bei der Digitalisierung kam das Verfahren „Visual Audio“ zum Einsatz, um Beschädigungen zu überwinden. Eines der weiteren Probleme sind die die unklaren Urheberrechte der „verwaisten“ Originale.

Der Schluss war wie immer spannend und kam mit dem Beitrag über „Das (Bilder)-Buch der Deutschen Schellackplatten (The German Record Label Book)“ von Rainer Lotz. Deutschland war die Wiege der internationalen Tonindustrie. Die Deutschen Schallplattenmarken und ihre Etiketten sind bisher nicht umfassend dargestellt. Diese Lücke soll nunmehr geschlossen werden, indem die Etiketten systematisch von A bis Z abgebildet werden. Zusätzlich zu den regulären kommerziellen Schellackplatten im engeren Sinne werden auch alle anderen Platten-Tonträger erfasst. Die Aufzählung lässt schon eine Menge Raritäten und Kuriositäten vermuten: Tonpostkarten, Bildplatten, Sprechpuppenplatten, Reklameplatten, Lohnpressungen, Selbstaufnahmeplatten und Direktschnittplatten von Tonstudios, Filmbegleitplatten, anonyme Platten ohne Firmenbezeichnung, flexible Platten, die nicht aus Schellack hergestellt wurden und sogar Phantometiketten, die vermutlich nie realisiert wurden.

Bevor einige der insgesamt ca. 73 Tagungsteilnehmer nach Potsdam/Babelsberg zur Exkursion „Kleines Tonfilmmuseum Studio Babelsberg“ aufbrachen oder sich schon auf die internationale IASA-Tagung konzentrierten, wurde die Tagung mit Dankesworten des Vorstands beendet, nicht ohne einen Blick auf die nächste zu werfen, die nun inzwischen schon Geschichte ist und am 22. und 23. November 2018 in Bremen stattfand.

Nach einem Tag Abwesenheit bzw. Pause (immerhin lagen schon die AIBM- und IASA-Tagungen hinter mir) erfolgte der Einstieg ins internationale Programm. Das verlief im „Mehrspur“-Verfahren und hatte es wahrlich in sich, so dass höchste Konzentration schon bei der Auswahl der Vorträge notwendig war, zumal ich aus terminlichen Gründen nicht an der gesamten Tagung teilnehmen konnte. Ein Bericht wurde alle Rahmen sprengen, so dass hier nur ein kurzer Abriss wiedergegeben werden kann. So reichte das Spektrum der Themen von der Aufarbeitung traditioneller ethnologischer Tondokumente des Volkes der Purepecha in Mexiko über den technischen Ablauf der Digitalisierung das Netzwerk französischer Sound-Archives, das aus dem French National Center for Scientific Research (CNRS), dem Research Center for Ethnomusicology (CREM), der  “Phonothèque” of the Mediterranean Social Science Center (MMSH), der Phonobase of the Historical Researches Laboratory of Rhône-Alpes Region (LARHRA) und dem Center for Researches on Sound Spaces and Urban Environments (CRESSON) entstand und Europeana Sounds zuarbeitet. Ein spezielles Projekt vom Irish Traditional Music Archive in Dublin widmet sich der tieferen Erschließung irischer traditioneller Musik mit Linked Open Data Ontology, um die Beziehungen zwischen den unterschiedlichen Überlieferungen und Sprachen zu erforschen. 

Über den fachlichen Informationsaustausch sprachen Ahmad Faudzi Musib (Universiti Putra Malaysia UPM Music Department, Audiovisual Research Collection for Performing Arts ARCPA), Thongbang Homsombat (Archives of Traditional Music in Laos ATML, Lao National Library), Chinthaka P. Meddegoda (University of Colombo, Sri Lanka) sowie Xiao Mei und Gisa Jähnichen (Shanghai Conservatory of Music).

Drei Vorträge wendeten sich digital und analog an Abtast-Spezialisten und erläuterten Messexperimente zur Ermittlung von Vor- und Nachteile verschiedener Analog-Digital-Wandler, berührungslose Lichtabtastung bei defekten Schallplatten und die Digitalisiereng von Schallplatten mit 78 UpM für das Projekt „Internet Archive“.

Nach so viel Technik wurde es musikalischer. Das Projekt "Music in Movement" (MiM) soll die Werke ausgewählter namhafter europäischer Komponisten verbreiten und wird von vier Instituten geleitet (Netherlands Institute for Sound and Vision, National Audiovisual Institute, Poland, French Audiovisual Institute und Arvo Pärt Centre, Estonia). In Zukunft soll das Projekt auf weitere europäische Länder ausgedehnt werden. Der Webauftritt „Australian Jazz Real Book“ widmet sich der Erhaltung und Verbreitung des australischen Jazz in digitaler und gedruckter Form. Ganz in Richtung Sprache und Dialekt ging das Projekt Komi, das diesen russisch-finnischen Dialekt dokumentiert. Das Archiv des amerikanischen Radiomoderators Studs Terkel möchte Metadaten und Transkriptionen frei zugänglich machen und bietet auf seiner neuen Website tief erschlossene Interviews. Mission Music Africa will eine große ethno-musikwissenschaftliche audiovisuelle Sammlung veröffentlichen und ist mit einem Webauftritt aktiv. Weil ein Referent ausfiel, wurde ersatzweise archive.folx.org präsentiert, ein sehr ansprechender Webauftritt für europäische Volksmusik mit allem Zubehör.

Die weiteren Vorträge blieben beim Thema Musikethnologie und deren Dokumentation, Erschließung, Archivierung, Digitalisierung und Webpräsentation. Die neuen Methoden des Semantic Web und Linked Data mit Ontologien erlauben eine ständig tiefere Durchdringung, Vergleichbarkeit und Vernetzung der Medien sowie deren Inhalten. Deren Katalogisierung wird erweitert mit Digitalisierung, Volltextdarstellung, Objektbeschreibung, Analyse und Erkennung von Text, Sprache, Ton, Bild und Musik. Wie bei der IAML-Tagung gibt es auch bei der IASA-Tagung die Exkursionen am Mittwochnachmittag. Unter den Angeboten habe ich den Besuch des Deutschen Rundfunkarchivs in Potsdam-Babelsberg gewählt. Das in einem modernen Neubau untergebrachte DRA hat sein Angebot und Service in den vergangenen Jahren enorm erweitert und liegt damit auch ganz im Trend der o.g. Entwicklung.

Stefan Domes

 

Die 48th Annual Conference der internationalen IASA (International Association of Sound and Audiovisual Archives) fand im Anschluss vom 17. bis 22. September am gleichen Ort in Berlin statt.