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Bericht über die IASA-Jahrestagung 2003

24. bis 25. Oktober 2003 in Potsdam-Babelsberg

Programm

Mit einem Rekordbesuch von rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern stellte die Jahrestagung 2003 der IASA-Ländergruppe auf dem eindrucksvollen Gelände der Filmstadt Babelsberg eine besondere organisatorische Herausforderung an unseren Gastgeber, das dortige Deutsche Rundfunkarchiv, dar. Doch sorgte das DRA in gewohnter Professionalität gleichermaßen für einen reibungslosen Programmablauf wie für eine angenehme Atmosphäre, die genügend Raum zum anregenden Pausengespräch bot. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an Anke Leenings und ihr exzellentes Organisationsteam mit Ute Bach, Lisa-Marie Henschel und Christiane Ickstadt!

In seiner Begrüßung erinnerte Hans-Gerhard Stülb, Vorstand des DRA, an eine Reihe von Veranstaltungen der IASA, für die das Deutsche Rundfunkarchiv im Lauf der letzten zehn Jahre am einen oder anderen seiner beiden Standorte Gastgeber war. Mit Blick auf die „historisch relevante Umgebung″, den Rundfunk Berlin-Brandenburg, die Hochschule für Film und Kunst und den Filmpark, hob Stülb die besondere Rolle des „DRA-Babelsberg″ gerade bei der Zulieferung zu neueren Produktionen wie den „Ostalgie-Sendungen″ des ZDF oder dem Filmhit „Goodbye Lenin″ hervor.

Der amtierende IASA-Präsident Kurt Deggeller begrüßte die Tagungsteilnehmer zum letzten Mal in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Ländergruppe und stellte wie Stülb die Bedeutung der Kooperation mit anderen Institutionen, Organisationen, der phonographischen Industrie und der Politik heraus. Auch „kleine Clubs″ wie die IASA und diese Ländergruppe leisteten dank ihrer Vielfalt aus privaten und institutionellen Mitgliedern einen starken Beitrag zur Bewahrung des audiovisuellen Kulturguts und zur Schaffung eines entsprechenden Bewusstseins in Öffentlichkeit und Politik.

Mit einem brillanten multimedialen Vortrag eröffnete Jörg Wyrschowy, DRA Frankfurt am Main, den ersten Themenblock dieser Tagung. Unter dem Titel „Nutzung – Segen oder Fluch?″ berichtete er – einem Zitat Strawinskys über Archive folgend – „von toten, heiligen Dingen und modernem Informationsmanagement″. Ausgehend vom Untergang der Bibliothek in Umberto Ecos „Der Name der Rose″ durch die Unterdrückung des Informationsbedürfnisses führte Wyrschowy sein Publikum vom Postulat der Zugangsberechtigung für jeden interessierten Nutzer („berechtigtes Interesse″) über die sich daraus für das Archiv ergebenden Aufgaben, Organisationsstrukturen, Arbeitsabläufe und Nutzungsbeschränkungen hin zum modernen Informationsmanagement. „Wie wir mit dem Nutzer umgehen″, so Wyrschowy, ist entscheidend für die Frage, ob das Ziel des konzeptionell denkenden Nutzers erreicht werden kann.

Dr. Peter-Paul Schneider, Standortchef des DRA in Babelsberg, stellte das „Projekt zur Digitalisierung von Geräuschen im Deutschen Rundfunkarchiv″ vor. Nahezu 1100 Stunden auf Tonband festgehaltene Geräusche kamen nach der Wende vom ehemaligen Rundfunk der DDR ins DRA. Aus dem alle Genres umfassenden Bestand wurden im Rahmen einer ABM-Stelle zunächst die etwa 90 Stunden Verkehrsgeräusche in der Datenbank des DRA erfasst. Nach Einsparung dieser Stelle 1999 wurde die Digitalisierung dann Ende 2002 an eine Leipziger Firma mit entsprechender Erfahrung im Rundfunkbereich vergeben. Die „Ablage″ der Geräusche erfolgt auf zwei getrennten Servern für Vorhören und Sendung beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt am Main. Mit der Online-Darbietung einer Reihe eindrucksvoller „Ostgeräusche″, die als Programmvermögen einen hohen zeitgeschichtlichen Wert repräsentieren, rundete Schneider sein Referat ab.
„Die Veröffentlichungspraxis von Radio Suisse Romande (RSR)″ wurde anschließend von Ralf Dahler, bei RSR in Lausanne verantwortlich für das Tonarchiv, präsentiert. Neben modernen digitalen Tonträgern besitzt das Archiv rund 170.000 Magnetbänder und 85.000 78er Direktschnittplatten. In enger Zusammenarbeit mit Memoriav, dem Verein zur Erhaltung des audiovisuellen Kulturgutes der Schweiz, werden die Analogbestände erfasst, digitalisiert und Teile durch ein Redaktionskomitee zur Veröffentlichung ausgewählt. Sowohl über die eigene Online-„Boutique″ unter www.rsr.ch als auch über den Tonträgerfachhandel werden jährlich etwa zehn CDs auf dem eigenen Label „Les Productions RSR″ veröffentlicht. Dazu gehören Aufnahmen wie „Les Carillons Valaisons″ (Walliser Glockenspiele) oder von Sitzungen des Völkerbundes und später der UNO in Genf.

Als „Exot unter sorgfältigen, wissenschaftlichen Archivaren″ stellte sich Hans Dieter Queren vor, bei Sonopress in Gütersloh Leiter des Audio-Premasterings, außerdem zuständig für die Bearbeitung von Urheberrechtsfragen und Pirateriebekämpfung und unter anderem Mitglied im Fachausschuss Musik und Medien des Deutschen Musikrats. Queren beantwortete die Frage „Neue Datenträgerformate – Archiv-Vernetzung Quo Vadis?″, indem er zunächst zwei Neuentwicklungen am Tonträgermarkt präsentierte: Der mitgebrachte, kaum Handygröße erreichende iPod von Apple speichert auf einer 15GB-Festplatte etwa 3.700 Musiktitel, die als MP3- oder WAV-Files wiedergegeben werden können. Für 2004 ist die Markteinführung der Blu-Ray Disc geplant, einer wiederbeschreibbaren Scheibe von CD-Größe mit einer Kapazität von 23GB, deren Anwendungsgebiet besonders der Surround-Bereich sein soll. Schließlich erläuterte Queren das Musik-Promotion-Network, mit dem die phonographische Industrie künftig den neuen Weg der Online-Bemusterung ihrer Medienkunden mit sendefähigem Material beschreiten wird (www.musik-promotion.net).

Der Nachmittag gehörte einer ausführlichen Präsentation des DRA am Standort Babelsberg duch Dr. Peter-Paul Schneider und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: „Geschichte und Bestände, Führung und Forschungsprojekte″.

Während in §36 des Einigungsvertrags zwischen der BRD und der DDR „das Entstehen neuer Landessender nach ARD-Vorbild″ ausdrücklich angestrebt wurde, fehlte darin eine Aussage über das Verfahren mit dem vorhandenen Programmvermögen des Hörfunks und Fernsehens der DDR. Nach einigem Hin und Her in den Jahren nach der Wende kam es dann 1994 zur Übernahme der Bestände durch das „DRA Ost″ in Berlin-Adlershof. Im Herbst 2000 folgte der Umzug nach Potsdam-Babelsberg.

Im Vergleich zur Schallplattenproduktion „West″ war jene der DDR von geringerer Bedeutung. Alle wichtigen Produktionen besorgte der DDR-Rundfunk, was in allein 450.000 Hörfunkdokumenten seinen Niederschlag fand. Das Bildarchiv des Deutschen Fernsehfunks der DDR umfasste 3,5 Millionen Fotos und Negative, die Presseausschnittsammlung rund fünf Millionen Exemplare. Der Bestand der Allgemeinbibliothek wurde an verschiedene Institutsbibliotheken verschenkt. Die Gerätesammlung ist als Bestand des Deutschen Rundfunkmuseums Berlin heute Eigentum der ARD.

Neben schon länger im Bestand des DRA befindlichen, bemerkenswerten zeitgeschichtlichen Dokumenten (wie den inzwischen unter www.dra.de zugänglichen Manuskripten Karl-Eduard von Schnitzlers für seinen regelmäßigen Fernsehauftritt „Der Schwarze Kanal″) tauchen immer noch „neue″, für den Archivbestand des DRA wichtige Dokumente auf. So fanden sich im Jahr 2003 im Bundesarchiv in Koblenz rund 19.000 Bänder mit im Westen mitgeschnittenen Sendungen des DDR-Radios.

Ein umfangreiches Projekt stellt die Erschließung des Musikkatalogs des DDR-Rundfunks dar. In Phase 1 wird nach dem Scannen des gesamten Katalogs eine einfache Suche in der ZWM-Datenbank des DRA nach wenigen Begriffen, der Signatur und in den gescannten Images der Katalogkarten möglich sein. Phase 2 sieht dann die Vollerschließung in ZWM vor. Ein weiteres großes Nutzungsvorhaben ist als Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft die „Komparative Programmgeschichte des DDR-Fernsehens″.

Großes Interesse aller Teilnehmer fanden zum Abschluss des ersten Tages die Führungen durch das moderne Haus, vorbei an bemerkenswerten Beständen mit manch herausragendem Dokument der deutsch-deutschen Zeitgeschichte.

Nach einem von anregenden Gesprächen begleiteten gemütlichen Abendessen im holländischen Viertel Potsdams begann der Samstag mit der jährlichen Mitgliederversammlung, auf der der scheidende Vorsitzende Kurt Deggeller besonders auf den Stand des Projekts „Firmen-Discographien historischer Tonträger (FDHT)″ und die Kooperation mit den österreichischen und italienischen Kolleginnen und Kollegen im EU-Projekt „SOKRATES″ einging. Im weiteren Verlauf der Versammlung gab Anke Leenings als Vorsitzende des Wahlausschusses das Ergebnis der Vorstandswahlen bekannt. Neuer Vorsitzender ist in der Amtszeit 2003-2006 Dr. Michael Crone, Hessischer Rundfunk Frankfurt am Main. Zu stellvertretenden Vorsitzenden wurden Dr. Ingo Kolasa, Deutsches Musikarchiv Berlin, Rudolf Müller, Memoriav Zürich, und Reinhard Otto, Hamburg, gewählt. Schatzmeister ist Klemens Helmholz, Südwestrundfunk Baden-Baden. Sekretär ist Detlef Humbert. Kurt Deggeller, Memoriav Bern, ist nunmehr Alt-Vorsitzender mit beratender Funktion.

Das Offene Forum erlebte die stärkste Beteiligung seit seiner Einführung und zeigte einmal mehr die Vielfalt unseres Metiers und ganz besonders die Hingabe und Leidenschaft unserer privaten Sammlerkollegen, denen ihr Hobby längst zur Profession geworden ist. So stellte zunächst Henner Pfau, Leverkusen, in seinem Referat die „Deutsche Schlagerproduktion 1925-1945″ vor. Im Mittelpunkt seiner detaillierten Analyse stand die Frage „Wie viel Foxtrott gab es eigentlich?″, dargestellt am Beispiel der Plattenmarke Odeon.

Pio Pellizzari, Direktor der Schweizerischen Landesphonothek Lugano, und Kurt Deggeller gaben anschließend einige Ergänzungen zum Projekt FDHT, das künftig den neuen Namen „Eurosound″ tragen soll. Katalogisierungsregeln wurden erarbeitet (und bereits im von der Gesellschaft für historische Tonträger Wien koordinierten SOKRATES-Projekt angewendet). Nach Vorlage an die internationale IASA soll die Vorstellung der Plattform spätestens auf der nächsten IASA Conference im Sommer 2004 in Oslo stattfinden. Der Vorstand der Ländergruppe ist im Projekt durch Reinhard Otto vertreten.

Dr. Wolfgang Bender, Dozent an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, berichtete über seine Arbeit am „Archiv für die Musik Afrikas″. Ausgangspunkt der Gründung seines am Institut für Ethnologie und Afrika-Studien beheimateten Archivs im Jahr 1991 war das „zunehmende Verschwinden populärer Musik Afrikas″. Zu den Sammlungsschwerpunkten zählen Kongo und Zaire, die sehr stark prägend für die afrikanische Populärmusik sind. Besonders wichtig für die Arbeit des Archivs ist die Zusammenarbeit mit existierenden und die Schaffung neuer Archive in Afrika selbst.

Der Viernheimer Sammler Hans-Werner Kimmerl-Armack hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, sein „Opera-Data-Archiv″ als quellengeschichtliches Daten- und Tonträgerarchiv des europäischen Musiktheaters aufzubauen und darin sämtliche veröffentlichten Opern zu dokumentieren und davon nach Möglichkeit jeweils ein Musikbeispiel zu archivieren. Zur Zeit besitzt Kimmerl-Armack Tonbeispiele von 3.995 Opern.

Über „Emile Berliner in Deutschland 1889 bis 1890″ referierte Stephan Puille, Restaurator aus Berlin. Emile Berliner traf am 11. September 1889 in Hannover ein. Nachdem er zunächst in einem Laboratorium der Telefonfabrik seines Bruders mit seinem aus den USA mitgebrachten „Aufnahme-Grammophon″ Zinkschallplatten hergestellt hatte, die nach einem Ätzverfahren mit Chromsäure direkt mit dem „Wiedergabe-Grammophon″ abspielbar waren, lernte er den Frankfurter Fabrikanten Louis Rosenthal kennen. Dieser erkannte das kommerzielle Potenzial und entwickelte unter anderem ein patentierbares Pressverfahren. Vorführungen vor bedeutenden Wissenschaftlern folgten, und Anfang 1890 fand die wohl erste kommerzielle Grammophonpräsentation statt. Zu Weihnachten 1890, drei Monate nach der Rückreise Emile Berliners in die USA, wurden die ersten Grammophone verkauft, der Durchbruch erfolgte jedoch erst einige Jahre später in den USA.

Auch die Präsentation der sprechenden Puppe von William Jacques, der ersten kommerziellen Anwendung eines Edison-Phonographen, fand zu Beginn des Jahres 1890 statt. Bei dieser Gelegenheit entstand möglicherweise der Kontakt zwischen Berliner und der Puppenfabrik Kämmer & Reinhardt, für die er den Prototypen einer Miniaturausgabe seines Wiedergabe-Grammophons herstellte.

Christina Siegert, ebenfalls Diplomrestauratorin beim Phonogrammarchiv des Ethnologischen Museums Berlin, stellte in ihrem Vortrag eben diese „restaurierte Grammophon-Puppe von Kämmer & Reinhardt″ vor. Durch die Restaurierung dieses vermutlich einzigen existierenden Stücks seiner Art im Rahmen der Diplomarbeit der Referentin konnte ein außergewöhnliches Zeugnis klingenden Kulturguts erhalten werden. Das vorgeführte Tonbeispiel „Kommt ein Vogel geflogen″ ist auf der acht Zentimeter kleinen, einzigen existierenden Platte für dieses Gerät erhalten. Die Puppe befindet sich heute im Heimatmuseum im thüringischen Waltershausen, dem damaligen Sitz der „Gelenkpuppen u. Spielwarenfabrik Kämmer & Reinhardt, Waltershausen″.

Von einem besonderen „Sammlererlebnis″ berichtete Hans Lahme, Ahlen, in seinem Beitrag „Wie kommt Richard Wagner auf Ernst Busch?″ und zeigte, wie der Sammler historischer Tondokumente plötzlich mit den politischen Verhältnissen früherer Tage konfrontiert werden kann. Eine auf dem Flohmarkt erstandene Odeon-Platte, dem Label nach mit der Arie „Winterstürme wichen dem Wonnemond″ aus Wagners „Walküre″, enthielt nicht Carl Hartmanns Gesang, sondern das „Lied der Baumwollpflücker″, gesungen von Ernst Busch. Ähnlich den sogenannten Tarnschriften sozialistischer Gruppen während des Nationalsozialismus wurde aus der vermutlich 1930/31 entstandenen Busch-Aufnahme nach der Machtübernahme durch die Nazis eine nach Lahmes Feststellungen wohl Anfang 1933 mit dem unverdächtigen Etikett beklebte „Wagner-Arie″.

Prof. Dr. Wolfgang Krueger, HdM Stuttgart, stellte in seiner anschließenden Präsentation „Musikinformationsmanagement als deutsch-schweizerisches Studienangebot der Hochschule der Medien Stuttgart″ vor. Dieser Studienschwerpunkt innerhalb des Masterstudiengangs Bibliotheks- und Medienmanagement wird in Kooperation der Hochschulen in Chur und Stuttgart als neuer Ausbildungsgang für Musikinformationsspezialisten im Zweitstudium angeboten. Neben der Qualifizierung für Leitungspositionen, fachwissenschaftliche Informationstätigkeiten und Musikwissensmanagement sollen insbesondere die Erlangung einer Zusatzqualifikation unter Beibehaltung von (Teilzeit-) Berufstätigkeit und die Erleichterung des beruflichen Wiedereinstiegs – z. B. nach Unterbrechung der Berufstätigkeit durch eine Erziehungszeit – ermöglicht werden (http://bmm.iuk.hdm-stuttgart.de).

Zum Abschluss des Offenen Forums stellte sich den Zuhörern mit dem Musikethnologen und Musikwissenschaftler Dr. Lars-Christian Koch, Musikethnologisches Museum Berlin, zunächst der neue Leiter der dort neu geschaffenen Abteilung Musikethnologie, Medientechnologie und Phonogrammarchiv vor. Sein besonderes Augenmerk gelte der Aufgabe, das Berliner Phonogrammarchiv „am Laufen zu halten″, betonte Koch. Als erste Publikation der neuen Reihe „Berliner Phonogrammarchiv – Historische Klangdokumente″ stellte Dr. Susanne Ziegler zwei CDs mit Aufnahmen aus Japan und Peru vor, deren Erste in der japanischen Presse besonders starke Resonanz fand.

Die Jahrestagung wurde durch zwei Präsentationen abgerundet, die Babelsberg als Medienstandort beleuchteten. Zunächst gab Reinhard Otto, Hamburg, dem Publikum mit dem Titel „Die frühere Schallplattenproduktion in Babelsberg und Nowawes – Geburtsorte der Tempo-, Amiga- und Electrola-Labels″ ein geographisches Rätsel auf. Der stark steigende Absatz von Platten des Electrola-Labels führte zur Ausweitung der in Lohnpressung von Lindström in Berlin betreuten Schallplattenfertigung. Daher wurde in Nowawes, wo schon seit 1924 Grammophone hergestellt wurden, eine eigene Schallplattenproduktion aufgebaut. Das Dorf Nowawes, im Jahr 1751 von Friedrich dem Großen zur Ansiedlung evangelischer Böhmen gegründet, lag an der Bahnstrecke Berlin-Potsdam bei der S-Bahn-Station „Nowawes-Neuendorf″, die Anfang der 30er Jahre in „Babelsberg″ umbenannt wurde.

Von Babelsbergs überragender Bedeutung als Standort der Filmproduktion konnten sich die Tagungsteilnehmer im Filmmuseum Potsdam überzeugen. Neben der Vorführung des von der gewaltigen Welte-Kinoorgel und ihren vielfältigen Effekten begleiteten Dokumentarfilms „Drehort Potsdam″ mit bemerkenswertem historischen Material gab die Dauerausstellung Zeugnis vom Wirken der Filmgrößen aus UFA- und DEFA-Zeiten und ermöglichte ganz besondere Einblicke in filmhistorische Novitäten (wie die von Murnau für den Jannings-Film „Der letzte Mann″ erdachte „entfesselte Kamera″).

In einem gemütlichen Lokal in der Nähe konnten die Teilnehmer schließlich die Fülle der auf dieser Tagung gewonnenen Eindrücke austauschen. Gastgeber der nächsten Jahrestagung wird am 5. und 6. November 2004 die Deutsche Welle in Bonn sein.

Detlef Humbert
Sekretär der IASA-Ländergruppe Deutschland/Deutschschweiz e. V.